Fünf Minuten

Fünf Minuten, Three-channel video installation, 2022

Exhibition view: «über das sprechen», Kunstverein Mecklenburg und Vorpommern, Fünf Minuten, (Detail) Three-channel video projection, 2022

Three-channel video projection on string curtains
2022
total time 5:00 min, Dimensions: approx. 700 x 700 x 350 cm

Die raumfüllende Videoinstallation Fünf Minuten ist allein auf Schriftsprache reduziert, unterstützt von einer Soundkomposition von Stefan Hoffmeister. Worte werden über drei Beamer auf Vorhänge aus Fäden projiziert, umgeben die Betrachtenden im Zentrum der Installation zu allen Seiten. Die Wortfolgen beginnen einfach mit »ich«, »du« und »wir« auf jeweils einer Projektionsfläche. Scheinen sich anfangs noch sinnvolle Sätze zu ergeben, tritt schnell eine Überforderung ein bei dem Versuch, sämtliche Wörter zu lesen. Worte durchbrechen die Syntax und ergeben vielmehr rhythmische Muster, unterstrichen durch die metallischen technoiden Klänge der elektronischen Musik. Abhängig von der individuellen Aufmerksamkeit ändern sich die Zusammenhänge, werden doppeldeutig – wie beispielsweise die »Blutung« oder das »Schutzgebiet« – und lassen auf verschiedene mögliche Kontexte der fragmentarischen Erzählungen schließen. 
Der Titel der Medieninstallation ist ihre exakte Abspielzeit von 5 Minuten. Es sind jene bekannten fünf Minuten, die im alltäglichen Sprachgebrauch als kleine Gefälligkeit abverlangt werden, Zeit, die noch übrig zu sein scheint: »Gib mir fünf Minuten, und ich erklär’s Dir.« Doch es sind auch die vagen fünf Minuten des Aufschiebens: »Noch fünf Minuten…« und der Sprecher oder die Sprecherin hat eine Arbeit erledigt, essen gekocht oder möglicherweise ausgeschlafen. Jene fünf Minuten, in denen der Adressat wieder die vollständige Aufmerksamkeit erhält.

Auszug aus dem Flyer zur Ausstellungseröffnung: Dr. Christina K. May